was haben tiere von bio?

Grundsätze und Rahmenbedingungen der ökologischen Tierhaltung

Auf dieser Seite erläutern wir die Grundsätze ökologischer Tierhaltung am Beispiel von Milchkühen

Die Prinzipien der ökologischen Landwirtschaft sind gut für die Tiere, die Umwelt und die Qualität der Lebensmittel und damit für die Verbraucher*innen: Öko-Vorgaben sorgen dafür, dass Kühe auf Bio-Höfen mehr Platz und Auslauf haben. Sie bekommen ökologisches Futter von dem eigenen Betrieb und aus der Umgebung. Bio-Landwirtschaft zeichnet sich z.B. aus durch die Abkehr von der Vorstellung, dass Tiere maximale Leistung erbringen müssen und andere Qualitätskriterien (wie z.B. längere Rückstandszeiten bei der Medikamentengabe) berücksichtigt werden. All diese Prinzipien und Vorgaben prägen das Arbeiten des Bio-Milchbauern.

Gerhard Dehlwes

Der Bio-Milchbauer aus Niedersachsen zeigt uns, wie die Milchkühe auf seinem Hof leben.

Gerhard Dehlwes zeigt uns, wie die Kühe auf seinem Hof leben und worauf er in seiner Arbeit als Öko-Landwirt achtet.

 

Was haben Milchkühe von Bio?

Für die ökologische Haltung von Milchkühen (und den Ökolandbau insgesamt) gibt es gesetzliche Vorgaben (festgeschrieben in der EU-Verordnung Nr. 2018/848 ), an die sich alle Bio-Landwirt*innen halten müssen. Zusätzlich gibt es in Deutschland verschiedene Bio-Verbände – bspw. Bioland, Demeter oder Naturland –, zu denen sich Bio-Landwirt*innen zusammengeschlossen haben. Diese arbeiten stets nach der EU-Öko-Verordnung, haben sich jedoch auf zusätzliche Standards geeinigt, die über die Vorgaben der EU hinausgehen. Sowohl die EU-weit geltenden Gesetze als auch die Vorgaben der Verbände werden regelmäßig von unabhängigen Kontrollstellen überprüft. Information zur Einhaltung und Kontrolle der Bio-Richtlinien finden sie hier. Diese Richtlinien werden regelmäßig angepasst, wodurch immer wieder neue Erkenntnisse integriert werden und auf Forderungen (z.B. von Natur-, Verbraucher- und Tierschutzverbänden) und gesellschaftliche Entwicklungen reagiert wird.

Mehr Platz und Auslauf: Die Haltung von Bio-Milchkühen

Ziel des Ökolandbaus ist eine artgerechte Haltung der Tiere. Kühe sind von Natur aus Herdentiere, die sich frei in ihren Lebensräumen bewegen. Deshalb dürfen Bio-Rinder in der Regel nicht angebunden oder alleine gehalten werden. Kuhställe auf einem Biohof sind meist Laufställe, also Ställe, in denen die Tiere frei herumlaufen können. Sie sind in einen Fress- und einen Liegebereich aufgeteilt. Die Liegeplätze werden bspw. mit Stroh eingestreut, auf dem sich die Tiere niederlassen können. Ställe müssen außerdem über einen Zugang ins Freie verfügen und Weidegang, je nach Vegetationsphase, ermöglichen.

Vorgaben zu Platz und Auslauf unterscheiden sich nicht nur zwischen ökologisch und konventionellen Höfen. Auch innerhalb der Ökolandwirtschaft gibt es Unterschiede. Alle Bio-Bäuer*innen müssen sich an die gesetzlichen Regelungen der EU halten. Darüber hinaus gibt es in Deutschland verschiedene Anbauverbände – beispielsweise Bioland, Demeter oder Naturland –, zu denen sich Bio-Landwirt*innen zusammengeschlossen haben. Diese arbeiten stets nach den EU-Richtlinien, haben sich häufig jedoch auf zusätzliche Standards geeinigt, die über die Vorgaben der EU hinausgehen. Zu diesen haben diese Landwirt*innen sich verpflichtet und ihre Einhaltung wird regelmäßig überprüft.

Diese Tabelle gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Mindeststandards für die Haltung von Milchkühen:

Neben der reinen Fläche spielen bei der Haltung von Milchkühen auch noch andere Faktoren eine Rolle. Hierzu gehören etwa die Möglichkeit zur sozialen Interaktion der Tiere oder die artgerechte Ausgestaltung der Lebensumgebung bspw. durch die Implementierung von Baumstümpfen oder Kuhbürsten. Unabhängig ob bio oder konventionell hängen das Gelingen einer guten Haltung häufig vor allem von der Kreativität, dem Umgang des Landwirtes mit den Tieren sowie des Gesamtmanagements ab.

Herdentiere fühlen sich in der Nähe ihrer Artgenossen am wohlsten. Aus menschlicher Perspektive mögen die vorgegebenen Flächen auch bei der Bio-Landwirtschaft immer noch klein erscheinen. Dadurch, dass Kühe immer in Herden gehalten werden, sind die Gesamtflächen, die sich aus diesen Berechnungen ergeben, aber ausreichend groß, damit sie sich auch in der Herde bewegen können. Für Bio-Höfe sind diese Vorgaben strikter als in der konventionellen Landwirtschaft, wo bspw. kein Auslauf vorgeschrieben ist. Bio-Rinder müssen hingegen Zugang zum Freien haben. Alternative Haltungsverfahren, wie extensive Nutzungsverfahren, sind sowohl für den Bio als auch für den konventionellen Bereich visionär und ermöglichen weitere Perspektiven für eine nachhaltigere Lebensmittelproduktion.

Ökologisches Futter und geschlossene Betriebskreisläufe: Die Fütterung von Bio-Milchkühen

Das Futter (Gras, Heu oder Silage – also vergorenes Grünfutter wie Gras, Klee oder Hafer) von Bio-Milchkühen muss unter ökologischen Bedingungen angebaut und hergestellt worden sein.

Idealerweise erzeugen die Landwirt*innen das Futter für ihre Tiere komplett selbst. Dadurch, dass wiederum der Dung dieser Tiere auf die Felder und Weiden ausgebracht wird, streben Ökohöfe geschlossene Betriebskreisläufe an. Das Futter der Milchkühe muss mindestens zu 60 Prozent vom eigenen Bio-Hof stammen. Falls das durch Bewirtschaftung der eigenen Felder und Wiesen nicht möglich ist, muss mit Biobetreiben aus derselben Region zusammengearbeitet und Futter von dort zugekauft werden.

So werden die Strecken, die für den Futtertransport zurückgelegt werden müssen, reduziert. Gleiches gilt für den Abtransport von Mist und Gülle. Auf diese Weise werden Energie und CO2 eingespart.

Folgendes ist im Ökolandbau verboten:

Chemisch-synthetisch hergestellte Futterzusätze, die Leistung und Wachstum fördern, Stoffwechsel und Verdauung beeinflussen oder Krankheiten vorbeugen sollen

Gentechnisch veränderte Organismen oder Erzeugnisse aus solchen Organismen

Auch bzgl. der Fütterung unterscheiden sich die Vorgaben für die Tierhaltung je nachdem, ob der Betrieb ökologisch nach den EU-Standards, nach den Standards eines Bioverbände (bspw. Demeter, Bioland oder Naturland) oder konventionell bewirtschaftet wird.

Diese Tabelle gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Mindeststandards bzgl. der Fütterung von Milchkühen:

Robuste Rassen und Bevorzugung pflanzlicher Medikamente: Krankheitsvorsorge und -behandlung bei Bio-Milchkühen

Die Krankheitsvorsorge in der ökologischen Tierhaltung beruht vor allem auf vor- aber dennoch versorgenden Maßnahmen: einer tiergerechten Haltung und Fütterung, fachgerechter Hygiene, widerstandsfähigen Tieren sowie einer Abkehr von der Vorstellung, dass diese Tiere maximale Leistung erbringen müssen.

Zur Behandlung von Krankheiten sind pflanzliche und homöopathische Präparate soweit möglich zu bevorzugen. Nur wenn es nötig ist, werden auch klassische Medikamente eingesetzt. Pro Tier und Jahr sind nur wenige Behandlungen mit nicht-pflanzlichen Medikamenten erlaubt. Wenn das Tier oder seine Produkte (z.B. die Milch) als Bioerzeugnisse vermarktet werden sollen, ist eine Behandlung maximal 2x pro Jahr (zuzüglich Homöophatie) erlaubt, maximal 1x bei Tieren mit einer Lebenszeit unter einem Jahr.

Wenn ein Bio-Tier mit chemisch-synthetischen Mitteln behandelt wird, muss doppelt so lange gewartet werden, bis es geschlachtet oder die Milch wieder verkauft wird, wie dies für konventionelle Betriebe gesetzlich vorgeschrieben ist. Die Wartezeit muss mindestens 48 Stunden betragen.

Auch die Vorgaben hinsichtlich der Vorbeugung und Behandlung von Krankheiten unterscheiden je nachdem, ob der Betrieb ökologisch nach den EU-Standards, nach den Standards der Bioverbände (bspw. Demeter, Bioland oder Naturland) oder konventionell bewirtschaftet wird. 

Diese Tabelle gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Mindeststandards im Bereich der Tiergesundheit:

„Ich mache bio weil…“

„es […] mir Spaß [macht]: wie das wächst und wie das natürlich wächst. Und, dass wir einfach doch viel mehr für die Umwelt tun.“

Verzicht auf gentechnisch veränderte Organismen

Laut EU-Öko-Verordnung ist der Einsatz gentechnisch veränderte Organismen und solcher Erzeugnisse verboten. Diese dürfen nicht als Lebensmittel, als Futter, in der Verarbeitung, zum Pflanzenschutz, zur Düngung und Verbesserung der Böden, als Saatgut, Mikroorganismus oder Tier in der ökologischen Haltung verwendet werden. In der Praxis hat das ein komplettes Verbot von Gentechnik im Ökolandbau zur Folge.

Begrenzte Transportdauer: Transport und Schlachtung von Bio-(Milch)Kühen

Auch die Vorgaben für Schlachtung und Tiertransporte unterscheiden sich je nachdem, ob der Betrieb ökologisch nach den EU-Standards, nach den Standards der Bioverbände (bspw. Demeter, Bioland oder Naturland) oder konventionell bewirtschaftet wird. 

Diese Tabelle gibt einen Überblick über die unterschiedlichen Mindeststandards für Transporte und Schlachtung von Kühen:

Das sagen Wissenschaftler*innen

Prof. Dr. Ute Knierim

Ute Knierim ist Professorin für Nutztierethologie und Tierhaltung an der Universität Kassel und forscht dort u.a. zu Tiergerechtheit und wie sie verbessert werden kann. 

In diesem Expert*innen-Interview beantwortet sie außerdem Fragen zu Bio und Tierwohl, zu den Potentialen und Qualitäten von Bio, dessen Zukunft auf dem Lebensmittelmarkt sowie den Preisunterschieden zu konventionellen Lebensmitteln.

 

Rundgang über den Bio-Milchhof

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